Berufswegeplanspiel

Schüler üben mit Profis für die Praxis

Generalprobe an unserer Wolfbuschschule – Rollenspiel bereitet auf Bewerbung vor.

Am 15. Februar 2017 fand nach intensiver Vorbereitungsphase das alljährliche Berufswegeplanspiel mit den neunten Klassen an der Wolfbuschschule statt. Erstmalig nahmen auch Schüler der benachbarten Seelachschule daran teil. Einen Nachmittag lang hatten die Jugendlichen die Chance, den Übergang von der Schule in das Berufsleben auszuprobieren. Im Rollenspiel führten sie realitätsnahe Vorstellungsgespräche mit Ausbildern und Personalern „echter“ Firmen aus der Umgebung – mit einem entscheidenden Unterschied: anders als im wirklichen Leben haben sie nach jedem Gespräch sofort eine ehrliche Rückmeldung von den Firmen erhalten.

Lässt schon die Begrüßung auf gute Umgangsformen hoffen? Ist die Kleidung dem Berufsziel angemessen? Wie hoch ist der Informationsstand über den Wunschberuf? Sind die Bewerbungsunterlagen aussagekräftig? Wie wirken Körperhaltung und Gestik im Gesamtauftritt? Wird die Redezeit gut genutzt oder bleibt es bei eher zusammenfassenden Halbsätzen? Reagiert man auch selbstkritisch auf unangenehme Fragen? Reichen die Schulleistungen für das Ausbildungsziel oder erfordert der Wunschberuf mehr Ehrgeiz bei den Lernbemühungen? In welchen Fächern vor allem?

Mal überlegen: wäre auch ein ähnliches Berufsziel mit besseren Zugangschancen denkbar? Das ehrliche Feedback gleich mehrerer Firmen hat individuell klargestellt, woran noch weiter gefeilt werden muss.

Beim Firmeneignungstest erlebten die Schülerinnen und Schüler hautnah, dass die an sich leichten Aufgaben in der knappen Zeit nicht alle lösbar sind. Nur wer angesichts des immensen Zeitdrucks „Mut zur Lücke“ zeigt und sich nicht festbeißt, hat am Ende genügend Aufgaben gelöst. Ebenso galt es, ein sogenanntes Assessment Center (Gruppenübung) zu durchlaufen, welches bei immer mehr „echten“ Auswahlverfahren als Selektionsmittel genutzt wird. Wer immer noch nicht genau wusste, wohin es nach der Schule gehen soll, dem standen Berufsberaterinnen als Ansprechpartner zur Verfügung. Dort wurden gleich weitere Beratungstermine vereinbart.

Die Firmenvertreter lobten die gute Vorarbeit mit Stärkencheck, Bewerbungs- und Vorstellungsgesprächstraining. Ebenso hatten die Jugendlichen Methoden kennen gelernt, wie man mithilfe des Internets das passende Berufsziel findet und alle wichtigen Informationen zum Berufsbild erhält. Denn bereits aus der Bewerbung sollte hervorgehen, dass der Bewerber über den Wunschberuf genau Bescheid weiß und einen Abgleich mit den eigenen Stärken und Vorerfahrungen vorgenommen hat. Im Unterricht war es wichtig, unter den vielen Informationsmöglichkeiten im Internet die besonders guten Quellen kennen zu lernen und ihre Bedienung so einzuüben, dass man das auch in Eigenregie von zu Hause aus machen kann. Denn während sich Berufswünsche manchmal verändern, bleibt die optimale Strategie der Informationsbeschaffung immer dieselbe.

Alle Vorbereitungen mündeten in das Berufswegeplanspiel. Um für möglichst reale Bedingungen zu sorgen, hatte die Schulsozialarbeit Ausbilder und Personaler verschiedenster Firmen aus der Umgebung eingeladen. Neben den Bildungspartnern der Schule (Bauder, Wörwag, Peek&Cloppenburg) waren die Stuttgarter Straßenbahnen AG, der Ditzinger Lasertechnikspezialist Trumpf, der Versicherer Debeka und für Sozialberufe die AWO vertreten. Tatkräftig unterstützt wurde die Aktion von Mitarbeitern der Mobilen Jugendarbeit Weilimdorf.

Die meisten Schüler/-innen hatten sich für den Anlass schick gemacht: Weiße Blusen, dezente Schminke und feines Schuhwerk bestimmten das Outfit. Einige Jungen waren sogar mit Anzug und Krawatte zur Schule gekommen. Mit ihrer Bewerbungsmappe und einem Laufzettel bewaffnet durchliefen sie die Stationen mit dem Ziel, am Ende einen „Ausbildungsvertrag“ zu erhalten. Doch oft lief nicht alles glatt. Firmenvertreter, Berufsberater und Mitarbeiter der Mobilen Jugendarbeit ermittelten etliche Verbesserungspotenziale, was auch das Ziel der Veranstaltung war. Nur wer sich mit wirklich guten Vorüberlegungen und der nötigen Ernsthaftigkeit in den Konkurrenzkampf um eine interessante Lehrstelle begibt, kann sich am Ende durchsetzen. Erfahrungsgemäß hinterlassen hier die Ratschläge der Experten aus der Praxis und die Erfahrungen durch eigenes Ausprobieren bei den Schüler/-innen einen nachhaltigeren Eindruck als alle Anregungen durch Eltern und Lehrer.

Den Jugendlichen soll bei unseren Planspielen auch bewusst werden, dass sie unter Umständen einen „Plan B“ benötigen oder welche Beratungsangebote sie in Anspruch nehmen können, wenn es nicht so glatt läuft. Aufgrund der ehrlichen Rückmeldungen wissen unsere Schüler/-innen nun, was schon recht gut war und was für den „Ernstfall“ noch trainiert werden sollte.

Nachdem ein langer Tag zu Ende ging, hat bei etlichen unserer Schüler/-innen ein spürbarer Nachdenkprozess eingesetzt. Vielen hat der Tag die Angst vor Vorstellungsgesprächen etwas genommen. Ebenso wurde deutlich, wie die Vorauswahl durch Tests funktioniert. Beides lässt sich üben, wenn man einmal begriffen hat, was dabei wichtig ist.

Mit dem Schulsozialarbeiter, Herrn Büttner, steht den Jugendlichen direkt an der Wolfbuschschule ein langjährig erfahrener Ausbildungsvermittler zur Verfügung. Er kann in jedem Einzelfall helfen, die Erkenntnisse aus dem Planspiel zielführend zu nutzen. Zusammen mit ratsuchenden Schüler/-innen entwickelt er daraus eine individuelle Erfolgsstrategie für den Übergang von der Schule in das Berufsleben.